Lichen Nitidus (ICD-10: L44) ⚠️

Lichen nitidus: Seltene chronische entzündliche Hauterkrankung

Übersicht

Lichen nitidus ist eine seltene, chronische, nicht infektiöse Hauterkrankung, die sich durch zahlreiche kleine, glänzende Papeln auf der Haut äußert. Die Erkrankung verläuft in der Regel asymptomatisch, ist gutartig und meist selbstlimitierend. Obwohl ihre Pathogenese noch weitgehend ungeklärt ist, wird Lichen nitidus zu den entzündlichen papulösen Dermatosen gezählt und erfordert oft nur eine Beobachtung.

Die Erkrankung kann Personen jeden Alters und Geschlechts betreffen, tritt jedoch häufiger bei Kindern und jungen Erwachsenen, insbesondere bei Jungen im Alter von 3 bis 10 Jahren, auf. In den meisten Fällen ist keine spezifische Behandlung erforderlich, jedoch kann bei ausgedehnten Läsionen oder symptomatischen Beschwerden wie Juckreiz eine topische oder systemische Therapie in Betracht gezogen werden.

Ätiologie und Pathogenese

Die genauen Ursachen der Lichen nitidus sind noch unbekannt. Mehrere Theorien gehen davon aus, dass es sich um eine immunvermittelte oder autoimmune Hautreaktion handelt, die durch Umwelt-, Infektions- oder interne Faktoren ausgelöst wird. In einigen Fällen kann sie mit anderen entzündlichen Hauterkrankungen wie atopischer Dermatitis, Psoriasis oder Vitiligo in Verbindung stehen.

Lichen nitidus wurde auch als mögliche infektiös-allergische Reaktion beschrieben, da einige Patienten unter einer Antibiotikatherapie Besserungen zeigen oder eine fokale bakterielle Infektion in der Anamnese aufweisen. Aufgrund von Überschneidungen mit atopischen Hintergründen wird auch eine mögliche genetische Veranlagung oder ein Zusammenhang mit allergischer Sensibilisierung in Betracht gezogen.

Mögliche Auslöser sind:

  • Mechanische Hauttraumata (Köbner-Phänomen);
  • Chronischer emotionaler Stress;
  • Systemische Infektionen oder Immunsuppression;
  • Kälteeinwirkung oder allgemeine Unterkühlung;
  • Einnahme bestimmter Medikamente oder Exposition gegenüber Umweltreizstoffen.

Symptome von Lichen nitidus

Das Hauptsymptom von Lichen nitidus ist das Auftreten von kleinen, hautfarbenen oder leicht rosa Papeln, die in der Regel einen Durchmesser von 1–3 mm haben. Diese Papeln haben eine glänzende, glatte Oberfläche und eine abgeflachte Oberseite. Sie können einzeln auftreten oder sich zu Gruppen zusammenballen und größere, dicht gepackte Läsionen bilden, verschmelzen jedoch nicht zu Plaques wie bei anderen Dermatosen.

Weitere Merkmale sind:

  • Papeln sind in der Regel asymptomatisch, können jedoch gelegentlich jucken.
  • Die Hautstruktur über den Läsionen ist glatt und nicht schuppig.
  • Die umgebende Haut erscheint normal und unbeeinträchtigt;
  • Entzündungen sind minimal oder fehlen ganz.

Häufige betroffene Bereiche

Läsionen treten am häufigsten an folgenden Stellen auf:

  • Hals und oberer Brustbereich;
  • Bauchwand;
  • Beugeseiten der Arme und Beine;
  • Handrücken und Fußrücken;
  • Genitalbereich, insbesondere der Penisschaft bei Männern;
  • Seltener an den Handflächen, Fußsohlen und Schleimhäuten.

In ausgedehnten Fällen können die Papeln große Teile des Rumpfes oder der Gliedmaßen befallen, was zu kosmetischen Problemen oder leichten Beschwerden führen kann.

Diagnostik

Die Diagnose von Lichen nitidus erfolgt in erster Linie klinisch und basiert auf dem charakteristischen Erscheinungsbild der Papeln und ihrem Verteilungsmuster. In den meisten Fällen kann ein Dermatologe die Diagnose durch eine visuelle Untersuchung und die Anamnese des Patienten bestätigen.

Zusätzliche diagnostische Methoden können sein:

  • Dermatoskopie: Hilft, die feine Struktur der Papeln sichtbar zu machen und andere Erkrankungen auszuschließen.
  • KOH-Präparation: Wird verwendet, um Pilzinfektionen auszuschließen, insbesondere bei schuppigen Läsionen.
  • Hautbiopsie: Kann in atypischen oder generalisierten Fällen erforderlich sein. Die Histologie zeigt typischerweise ein „Klauenmuster“ mit einer granulomatösen Infiltration in der dermalen Papille, umgeben von epidermaler Hyperplasie;
  • Patch- oder Allergietests: Bei Verdacht auf eine allergische Ursache oder eine Arzneimittelreaktion.

Differentialdiagnose

Mehrere Dermatosen können Lichen nitidus ähneln, sodass in unklaren Fällen eine Differentialdiagnose unerlässlich ist:

  • Psoriasis (guttata oder Plaque-Typ): Tritt in der Regel mit silbriger Schuppung und positivem Auspitz-Zeichen auf;
  • Lichen planus: Oft juckend mit violetter Färbung und Wickham-Streifen;
  • Molluscum contagiosum: Kuppelförmige Papeln mit zentraler Einziehung, verursacht durch Pockenviren;
  • Milia: Kleine, weiße, mit Keratin gefüllte Zysten, die hauptsächlich im Gesicht auftreten;
  • Komedonen: Offene oder geschlossene Verstopfungen in zu Akne neigenden Bereichen;
  • Arzneimittelexantheme: Bestimmte Medikamente können lichenoide Reaktionen hervorrufen oder Lichen nitidus imitieren.

Behandlung

In den meisten Fällen heilt Lichen nitidus innerhalb weniger Monate spontan ab und erfordert keine spezifische Behandlung. Bei ausgedehnten, hartnäckigen, kosmetisch störenden oder mit Juckreiz einhergehenden Läsionen können jedoch folgende Behandlungsoptionen in Betracht gezogen werden:

Topische Behandlungen:

  • Schwach bis mittelstark wirksame Kortikosteroide: Reduzieren Entzündungen und Juckreiz bei lokalisierten Läsionen;
  • Topische Calcineurin-Inhibitoren: Tacrolimus oder Pimecrolimus, insbesondere für empfindliche Bereiche wie Gesicht oder Genitalien;
  • Emollientien und Feuchtigkeitscremes: Verbessern die Barrierefunktion und das Hautgefühl;

Systemische und phototherapeutische Optionen (bei resistenten oder ausgedehnten Fällen):

  • Orale Retinoide (Acitretin): Können bei generalisierten Fällen angewendet werden;
  • Phototherapie (Schmalband-UVB oder PUVA): Kann die Läsionslast reduzieren und die Remission unterstützen;
  • Orale Antihistaminika: Nützlich, wenn Juckreiz ein hervorstechendes Symptom ist.

Komplikationen

Lichen nitidus gilt allgemein als gutartige und selbstlimitierende Erkrankung mit günstigem Verlauf. Schwerwiegende Komplikationen sind selten. Bei einigen Personen können jedoch sichtbare Läsionen Folgendes verursachen:

  • Psychosoziale Belastung: Insbesondere bei Jugendlichen oder Erwachsenen mit ausgedehnter Beteiligung;
  • Postinflammatorische Pigmentveränderungen: Vorübergehende Verdunkelung oder Aufhellung der betroffenen Haut;
  • Kosmetische Probleme: Bei langjährigen oder generalisierten Varianten.

Prognose

Die Prognose für Lichen nitidus ist ausgezeichnet. In den meisten Fällen verschwindet der Ausschlag innerhalb von Monaten bis zu einigen Jahren von selbst. Generalisierte Formen können länger dauern, bis sie abklingen, und vereinzelte Fälle können zeitweise wieder auftreten. Die Erkrankung erhöht nicht das Risiko für bösartige Tumore oder systemische Erkrankungen.

Fazit

Lichen nitidus ist eine seltene, nicht ansteckende, chronische papulöse Dermatose unbekannter Ursache. Trotz ihrer gutartigen Natur und ihres meist asymptomatischen Verlaufs kann sie diagnostische und kosmetische Herausforderungen darstellen. Die meisten Patienten benötigen keine Behandlung, aber bei symptomatischen oder weit verbreiteten Läsionen können topische oder systemische Therapien eingesetzt werden.

Eine rechtzeitige Konsultation eines Dermatologen gewährleistet eine genaue Diagnose, die Überwachung atypischer Entwicklungen und den Ausschluss schwerwiegenderer Hauterkrankungen, die Lichen nitidus imitieren können.