Seborrhoische Dermatitis: Chronisch entzündliche Hauterkrankung
Überblick
Seborrhoische Dermatitis ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die typischerweise Hautbereiche mit einer hohen Dichte an Talgdrüsen betrifft. Sie äußert sich durch Symptome wie Rötungen, Schuppenbildung, fettige Schuppen und leichten Juckreiz. Obwohl sie nicht ansteckend oder gefährlich ist, verursacht sie oft erhebliche kosmetische Probleme und emotionale Beschwerden, insbesondere wenn sie im Gesicht oder auf der Kopfhaut auftritt.
Diese Erkrankung betrifft sowohl Säuglinge (Cradle Cap) als auch Erwachsene. Während sie bei Säuglingen in der Regel innerhalb weniger Monate von selbst abklingt, verläuft sie bei Erwachsenen meist rezidivierend-remittierend und erfordert möglicherweise eine regelmäßige Behandlung.
Ätiologie und Risikofaktoren
Die genaue Ursache der seborrhoischen Dermatitis ist nicht vollständig geklärt, es wird jedoch angenommen, dass sie auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen ist, darunter:
- Übermäßiges Wachstum von Malassezia-Hefepilzen: Lipophile Pilze wie Malassezia furfur gehören zur normalen Hautflora, können jedoch bei übermäßigem Wachstum in talgreichen Bereichen Entzündungen auslösen.
- Hormoneller Einfluss: Bei Säuglingen können vor der Geburt übertragene mütterliche Hormone eine Rolle spielen.
- Funktionsstörung des Immunsystems: Tritt häufiger bei Personen mit geschwächtem Immunsystem auf (z. B. HIV/AIDS, Chemotherapie).
- Genetische Veranlagung: Seborrhoische Dermatitis oder ähnliche Hauterkrankungen in der Familienanamnese.
Auslösende und verschlimmernde Faktoren sind unter anderem:
- Kaltes und trockenes Wetter;
- Stress und psychische Faktoren;
- Hormonelle Schwankungen (z. B. Pubertät, Schwangerschaft);
- Aggressive Seifen, Shampoos und Reinigungsmittel;
- Grunderkrankungen neurologischer oder systemischer Natur (z. B. Parkinson, Epilepsie, Depressionen);
- Alkoholkonsum, schlechte Ernährung und bestimmte Medikamente.
Symptome
Seborrhoische Dermatitis kann an allen Körperstellen auftreten, betrifft jedoch vor allem Bereiche mit vielen Talgdrüsen. Zu den häufigsten Stellen gehören:
- Kopfhaut (Schuppen oder entzündete Hautveränderungen);
- Augenbrauen, Wimpern und Nasolabialfalten;
- Hinter den Ohren und im äußeren Gehörgang;
- Oberer Brustbereich und Rücken;
- Achselhöhlen und Leistenbeugen (in schweren oder generalisierten Fällen).
Typische klinische Merkmale sind:
- Fettige, gelbliche Schuppen auf erythematöser (roter) Haut;
- Leichter bis mäßiger Juckreiz oder Brennen;
- Schuppenbildung (Schuppen);
- Wachsartige Hautbeschaffenheit, insbesondere in Hautfalten oder hinter den Ohren;
- Bei Säuglingen: dicke Krusten auf der Kopfhaut („Milchschorf“), Hautrötungen und Schuppenbildung im Windelbereich.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Eine Konsultation eines Hautarztes ist ratsam, wenn:
- die Symptome trotz richtiger Hautpflege und rezeptfreien Produkten anhalten;
- starke Rötungen, Schwellungen oder Anzeichen einer sekundären bakteriellen Infektion (Nässung, Eiter, Schmerzen) auftreten;
- Läsionen an ungewöhnlichen Stellen auftreten (z. B. Augenlider, Genitalien), sich schnell ausbreiten oder erhebliche Beschwerden verursachen;
- Eine Differentialdiagnose erforderlich ist, um ähnliche Erkrankungen wie Psoriasis, Rosazea, Kontaktdermatitis oder Lupus erythematodes auszuschließen.
Komplikationen
Komplikationen der seborrhoischen Dermatitis können sein:
- Sekundäre bakterielle Infektion: Vor allem bei Erwachsenen oder immungeschwächten Patienten; äußert sich durch verstärkte Schmerzen, Erytheme, Feuchtigkeit und Krustenbildung;
- Nebenwirkungen der Behandlung: Eine längere Anwendung topischer Kortikosteroide kann zu Hautatrophie, Teleangiektasien und Barrierefunktionsstörungen führen;
- Psychosoziale Auswirkungen: Sichtbare Läsionen im Gesicht oder auf der Kopfhaut können zu Angstzuständen, Verlegenheit oder einer verminderten Lebensqualität führen.
Diagnostik
Die Diagnose einer seborrhoischen Dermatitis basiert in der Regel auf dem klinischen Bild und der Anamnese des Patienten. In den meisten Fällen sind keine zusätzlichen Untersuchungen erforderlich. In atypischen Fällen oder bei Verdacht auf andere Erkrankungen kann jedoch eine diagnostische Abklärung erforderlich sein.
Zu den diagnostischen Methoden gehören:
- Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Verteilung der Läsionen (Kopfhaut, Nasolabialfalten, Brust) und ihrer Morphologie (fettige Schuppen, Erythem);
- Dermatoskopie: Hilft bei der Beurteilung des Schuppenmusters, der Follikelbeteiligung und der Gefäßmerkmale;
- Hautabschürfungen mit KOH-Mikroskopie: Dienen zum Ausschluss einer Dermatophyten- oder Candida-Infektion in zweifelhaften Fällen;
- Biopsie: Selten erforderlich. Die Histologie kann Parakeratose, Spongiose und leichte perivaskuläre Infiltrate zeigen.
Behandlung der seborrhoischen Dermatitis
Die Behandlungsstrategien hängen vom Schweregrad, der Lokalisation und der Chronizität der Erkrankung ab. Das Ziel ist es, die Entzündung zu reduzieren, die Pilzproliferation zu kontrollieren und Schuppenbildung und Juckreiz zu lindern.
Topische Behandlungsoptionen:
- Antimykotika: Ketoconazol, Clotrimazol, Ciclopirox (Shampoos, Cremes); 1–2-mal täglich über 2–4 Wochen anwenden;
- Topische Kortikosteroide: Schwach- oder mittelstarke Steroide bei begrenzten Schüben (z. B. Hydrocortison, Desonid); aufgrund des Risikos einer Atrophie sollte eine längere Anwendung vermieden werden;
- Calcineurin-Inhibitoren: Tacrolimus oder Pimecrolimus – geeignet für empfindliche Bereiche wie Augenlider, Gesicht und Hautfalten;
- Keratolytika: Shampoos mit Salicylsäure, Schwefel oder Selensulfid helfen, dicke Schuppen zu entfernen;
- Feuchtigkeitscremes: Regelmäßige Anwendung von Emollientien zur Aufrechterhaltung der Hautbarrierefunktion und zur Verringerung der Schuppenbildung.
Systemische Therapie:
- Systemische Antimykotika: Itraconazol (100 mg zweimal täglich) oder Fluconazol (50–100 mg täglich) bei ausgedehnter oder therapieresistenter seborrhoischer Dermatitis (unter ärztlicher Aufsicht verschrieben);
- Kurzzeitige orale Kortikosteroidbehandlung: Gelegentlich bei schweren Schüben mit starker Entzündung (selten und mit Vorsicht).
Hautpflegehinweise und Anpassungen der Lebensweise
Eine wirksame Langzeitbehandlung der seborrhoischen Dermatitis umfasst eine sanfte Hautpflege und die Vermeidung bekannter Auslöser:
- Tägliche Reinigung: Verwenden Sie milde, parfümfreie Reinigungsmittel oder Baby-Shampoos für die Gesichtshaut und die Kopfhaut.
- Kopfhautpflege: Bürsten Sie lose Schuppen vor dem Waschen ab; tragen Sie bei dicken Krusten 30–60 Minuten vor dem Waschen Mineral- oder Olivenöl auf.
- Vermeiden Sie aggressive Kosmetika: Verzichten Sie auf alkoholhaltige Produkte, aggressive Peelings und starke Seifen.
- Einschränkung bei Haar- und Gesichtsprodukten: Vermeiden Sie Styling-Gels und -Sprays während akuter Schübe.
- Stressbewältigung: Psychischer Stress ist ein bekannter Auslöser für seborrhoische Dermatitis.
- Atmungsaktive Kleidung tragen: Baumwollkleidung reduziert Reizungen in den betroffenen Hautfalten.
Vorbeugung
Seborrhoische Dermatitis ist zwar nicht heilbar, aber durch konsequente Vorbeugung können Rückfälle minimiert werden:
- Verwenden Sie regelmäßig antimykotische oder medizinische Shampoos zur Pflege (z. B. zweimal wöchentlich).
- Vermeiden Sie extreme Umweltbedingungen (kalte, trockene Luft) und bekannte persönliche Auslöser.
- Cremen Sie Ihre Haut regelmäßig ein, insbesondere in den Wintermonaten oder nach dem Baden.
- Wenden Sie sich bei Schüben oder neuen Symptomen umgehend an Ihren Hautarzt.
- Schränken Sie den Alkoholkonsum ein und achten Sie auf eine optimale Ernährung.
- Vermeiden Sie bei Säuglingen Überhitzung und reinigen Sie die Haut sanft mit warmem Wasser und milden Reinigungsmitteln.
Fazit
Seborrhoische Dermatitis ist eine häufige, chronische Hauterkrankung, die talgdrüsenreiche Bereiche des Körpers betrifft. Obwohl sie gutartig ist, können ihre sichtbaren Symptome und ihr wiederkehrender Charakter das Selbstwertgefühl, das Wohlbefinden und die Lebensqualität beeinträchtigen. Mit einer richtigen Diagnose, einer gezielten Therapie und einer regelmäßigen Pflege können die meisten Patienten eine langfristige Symptomkontrolle erreichen und die Häufigkeit von Schüben reduzieren.
Eine dermatologische Nachsorge und individuelle Behandlungspläne sind entscheidend für die Behandlung hartnäckigerer oder schwererer Formen, insbesondere wenn die seborrhoische Dermatitis mit anderen Hauterkrankungen oder systemischen Erkrankungen einhergeht.